Architektur. Antonio Iraci spricht über die Architektur des Meeres.
Mit und in der Landschaft planen: Dies ist einer der Schwerpunkte der Architektur von Antonio Iraci, des Studio Iraci Architetti. Für den geborenen Sizilianer, der auch sein Studium auf der italienischen Insel abgeschlossen hat, ist „Landschaft“ mit dem Mittelmeerraum gleichzusetzen.
Die Villa Ionica in Catania ist ein sehr gelungener Versuch, einen Dialog zwischen Formen, Farben und Materialien und zwischen gebautem und natürlichen Raum zu führen. Die verschiedenen Gebäudeteile beweisen eine solide Harmonie zwischen Mensch und Umwelt für ein wirklich globales Wohlbefinden.
„Typisch mediterran“: Sonne, Meer, reiches Küstengrün und reines Himmelblau… Was bedeutet es, an diesen Orten ein Haus zu planen?
Ganz am Anfang ist ein Blick in die Umgebung wichtig. Aber kein kurzer Blick, sondern es geht darum, die Umgebung genau zu beobachten. Die Farben beispielsweise: verstehen wird deren Aussagekraft wirklich? Und was ist mit der Vielfalt der Grüntöne? Sie sind nie isoliert, sondern immer mit dem Weiß des Gesteins und dem Blau des Himmels und des Meeres verbunden. Und was heißt denn Blau? Die Nuancen sind unendlich! Alles ändert sich und fließt ineinander.
Erst wer sich über den Kontext bewusst ist, kann neue Ideen verwirklichen, ohne die Landschaft zu vergewaltigen. Der Standort der Villa Ionica in einer grünen Umgebung wurde für uns zum Anlass, genau mit der Natur einen Dialog zu eröffnen. Für die Boden- und Wandbeläge im Innen- und Außenbereich fiel die Wahl auf die Farbe Bianco Lasa: Die beiden Farben Weiß – wie das Licht – und Grün – wie die Hügel – harmonieren in einem raffinierten, aber nie künstlichen Ganzen.
Ein Gebäude, das sich nahtlos in die Umgebung einfügt?
Eben gerade nicht, und hier sehen wir die Essenz der vom Architekten getroffenen Entscheidungen! Mit der Umgebung einen Dialog führen bedeutet keinesfalls in ihr zu verschwinden. Unser Ziel war es, Villa Ionica durch ihre Einzigartigkeit und Besonderheit zum Blickfang zu machen, ohne Grund für Aufheben zu werden. Darum haben wir für die Realisierung keine Optik von Steinen gewählt, die für diese Umgebung typisch sind (was wir normalerweise bevorzugen), sondern Bianco Lasa, das von einem Stein aus Südtirol inspiriert wurde.
Die auf den großformatigen Laminam-Platten zu sehenden Striefen erinnern an die Salzausblühungen auf den Steinoberflächen. Das Dach in der gleichen Farbe verstärkt die Kontinuität der Ausführung zusätzlich. In und mit einer Landschaft zu gestalten bedeutet nicht, diese passiv nachzubilden, sondern ihre Ausdrucksfähigkeit zu interpretieren, um daraus etwas Originelles zu gestalten.
Am Strand bauen die Kinder Sandburgen. Was steht dagegen für einen Architekten bei der Planung in einem Küstenbereich im Vordergrund?
Vor allem zwei Dinge: Sonne und Meer.
Villa Ionica steht in einer sonnigen Lage, genau wie Sizilien: extrem hell, aber gleichzeitig so entworfen, dass eine große Energieeinsparung möglich ist. Haben Sie eine Ahnung von den Temperaturen, die hier im Sommer herrschen? Das Vordach des südlich ausgerichteten Wohnbereichs bietet zwei Vorteile: Einen traumhaften Ausblick, ohne von der Sonne geblendet zu werden, und keine direkte Sonnenstrahlen auf die großen Fenster.
Für die Schlafzimmer fiel die Wahl ebenfalls auf die großformatigen Platten Bianco Lasa. Die Verkleidung wurde sowohl im Innen- als auch im Außenbereich mit einer Doppelschicht ausgeführt, um die Wärmedämmung zu gewährleisten.
Und obwohl wir und Sizilien befinden, hatte man noch nie den Bedarf, die Klimaanlage einzuschalten. Kaum zu fassen, oder?
Das war der der Sonne gewidmete Teil. Und was ist mit dem Meer?
Einer der wichtigsten Punkte bei Architekturprojekten am Meer ist immer der Salzgehalt in dieser Umgebung, der im Zusammenhang mit dem Wind eine der größten Ursache der frühzeitigen Zerstörung von Fassaden, insbesondere von verputzten Fassaden, darstellt. Die beste – und auch nachhaltigste – Lösung bietet hier die Keramik dank ihrer Festigkeit und Unveränderlichkeit.
Aber damit nicht genug, denn das Meer – das faszinierende Meer von Sizilien! – ist doch nicht nur zum Sehen, oder? Das Meer muss man hautnah erleben. Kein Wunder also, dass in einem echten Haus am Meer die Fußböden sowohl außen als auch innen oft mit Sand, Kieselsteinen, Erde und Muschelsplittern verschmutzt sind. Der ideale Bodenbelag muss hygienisch, leicht zu reinigen und kratzfest sein. Die Keramikoberflächen von Laminam sind perfekt: kompakt und langlebig. Mit Harzbelägen hätten wir große Probleme wegen übermäßigem Verschleiß und schwieriger Reinigung.
Und auf dem Rückweg vom Strand? „Meer“ bedeutet Urlaub, Entspannung, viel Zeit, das ersehnte Nickerchen nach dem Mittagessen….
Aus diesem Grunde darf kein Raum dem Zufall überlassen werden. Ein Gebäude ist keine Skulptur, sondern eine von Wänden begrenzte Umgebung, mit Innen- und Außenbereichen. Und genau diese „Innen- und „Außenbereiche“ müssen harmonisch verbunden werden, um das Wohlbefinden der Menschen zu fördern, die täglich in dem Gebäude leben.
Bei der Villa Ionica inspirierte mich die große Fensterwand, die den Wohnbereich von der Außenterrasse trennt, so als ob der Garten ins Haus fließen würde und wir seine Frische allein durch Formen und Farben genießen könnten.
Die gleiche Logik lag der Entscheidung zugrunde, für den Innen- und Außenbereich den gleichen Bodenbelag – ebenfalls in Bianco Lasa – zu verwenden, so als ob der Außenbereich nur eine Erweiterung des Innenbereichs wäre.
Wenn man in dieser Umgebung in den Sommernächten den Kopf hebt, hat man fast das Gefühl, den Sternen näher zu sein.